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Caritas Bildungszentrum Rheine: Neujahrsempfang mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann:„Wir brauchen Mut zum Bürokratie-Abbau“

Es war der erste Neujahrsempfang des Caritas Bildungszentrums Rheine am neuen Standort. Im Herbst 2024 war die Pflegeschule von der Devesburgstraße an den Kardinal-Galen-Ring umgezogen. Schulleiterin Petra Berger hieß die Gäste in den neuen Räumen willkommen, darunter den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Schulleiterin Petra Berger und Caritas-Vorstand Hans-Peter Merzbach (v.l.).
Datum:
30. Jan. 2025
Von:
Christian Bödding
Rund 100 Gäste nahmen am Neujahrsempfang teil.

Der Minister sparte in seiner Rede nicht mit Lob für die neue, moderne Pflegeschule. Die Einrichtung sei wegweisend für die kommenden Herausforderungen im Pflegebereich, erklärte der CDU-Politiker aus Riesenbeck. Laumann sagte, dass akademische und duale Ausbildung für ihn gleichwertig seien: „Deswegen müssen auch die Einrichtungen, wo wir nicht-akademische Berufe ausbilden, zukunftsgewandte Modernität ausstrahlen.“

Pflegeausbildung

Karl-Josef Laumann hob hervor, wie bedeutend die Pflegeausbildung in Nordrhein-Westfalen ist. „Jedes Jahr beginnen rund 17.000 junge Menschen eine Pflegeausbildung – das sind fast 10 Prozent aller Schulabgänger. Dass Sie es mal in ein Verhältnis setzen können: Alle Handwerkerinnen und Handwerker in Nordrhein-Westfalen, alle Berufe, die Sie da kennen, hatten im letzten Jahr 33.000 Auszubildende im ersten Jahr. Wir in der Pflege alleine 17.000.“ Dies sei ein Beleg für die Attraktivität des Pflegeberufs, die durch Reformen der letzten Jahre gestiegen sei. Insbesondere die Einführung tarifgebundener Löhne in der Pflege sei ein Meilenstein. Der Minister verteidigte die generalistische Ausbildung, die Alten- und Krankenpflege zusammenführt. „Wenn man zwischen Kranken- und Altenpflege unterscheidet, sieht man die Altenpflege nie auf Augenhöhe der Krankenpflege. Die Generalistik war der richtige Weg.“

Trotz positiver Entwicklungen übte Laumann Kritik an der Finanzierung der Pflegeausbildung: „Eine Berufsausbildung im weitesten Sinne über die Sozialversicherung zu finanzieren, ist eigentlich nicht in Ordnung. Das muss steuerfinanziert werden.“ Zugleich forderte er eine Vereinfachung der Pflegeversicherung, die inzwischen „dreimal so dick ist wie bei der Einführung 1995“. Die Pflegeversicherung sei zu komplex. „Wir brauchen Mut, Gesetze schlanker zu machen und Bürokratie abzubauen.“ Ein besonderes Anliegen war ihm die häusliche Pflege, da in NRW 86 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden. „Wenn wir alle in Heimen unterbringen wollten, würde das System zusammenbrechen.“

Veränderungen

Er plädierte für mehr Flexibilität bei der Verwendung von Pflegegeld, etwa durch Familien oder Nachbarschaftshilfe. Gleichwohl seien bei Veränderungen sowohl die Menschen als auch die Institutionen zu sehen. „Es braucht insgesamt eine gewisse Veränderungsbereitschaft“, appellierte Karl-Josef Laumann. „Wenn wir einfach so weitermachen und bei der Pflegeversicherung jedes Jahr ein Stückchen drauflegen bei den Beiträgen, dann geht das am Ende des Tages nicht gut.“ Er sei fest davon überzeugt, dass auch die Schüler am Caritas Bildungszentrum dies so sehen würden. „Sie wollen einen Beruf erlernen, der ihnen später von ihrem Bruttolohn auch netto noch etwas lässt.“

Zum Abschluss betonte Minister Laumann die Bedeutung der persönlichen Berufung in der Pflege. „Die meisten Menschen in der Pflege machen diesen Beruf, weil sie etwas mit Menschen machen möchten.“ Bürokratie dürfe diese Motivation nicht zerstören: „Wenn Sie Akten sexy finden würden, würden Sie in einem Ministerium arbeiten.“ Er forderte, die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verbessern, ohne die Beitragszahler unverhältnismäßig zu belasten: „Ein Gesundheitsminister muss die Versorgung sicherstellen, die Arbeitsbedingungen verbessern und gleichzeitig die Beiträge stemmbar halten.“

Wie gut das Caritas Bildungszentrum Rheine arbeitet, erläuterte anschließend die stellvertretende Schulleiterin Sonja Kurth. Sie stellte Ergebnisse einer Umfrage unter den Kooperationspartnern vor. Die Resultate waren durchweg positiv. Wie das Bildungszentrum auf Herausforderungen im Schulalltag reagiert, erläuterten die Lehrer Fabian Sommer, Anna Zywitzki und Kathrin Ott. Sie berichteten über eine Kooperation mit dem Berufskolleg Rheine. In einer Art Taskforce werden Interessenten an einer Pflegeausbildung frühzeitig mit dem „Praxisschock“ konfrontiert und ihnen Pflegebotschafter an die Seite gestellt. 

Die rund 100 Gäste des Neujahrsempfangs – darunter Hans-Peter Merzbach, Vorstand des Caritasverbandes Ahaus-Vreden und Geschäftsführer des Schulträgers (Caritas Bildungswerk Ahaus) sowie sein Vorstandskollege Peter Schwack – kamen anschließend zu Gesprächen zusammen und knüpften und vertieften Kontakte.